Diese deine Frage ist, so denke ich nicht allzu einfach zu beantworten, deshalb hier etwas ausführlicher. :^^:
Ich denke, die Grundsatzfrage die sich hier stellt ist, folgende:
Bin ich bereit für ein gewisses Maß an Sicherheit, ein gewisses Maß an Einschränkungen in Kauf zu nehmen.
Eben diese Grundsatzfrage wird eigentlich schon die ganze Menschheitsgeschichte hindurch gestellt. Eine klare Antwort gibt es nicht! Warum? Der Mensch ist ein Individuum und in diesem Sinne auch individuell, jeder Mensch beantwortet für sich diese Frage anders. Es gibt menschlich keine absolute Richtigkeit, weil der Mensch nicht absolut ist.
Hierzu wäre es vielleicht interessant auch einige Philosophen bzw. Staatstheoretiker zu Wort kommen zu lassen, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzten.
Als ersten würde ich Thomas Hobbes nennen, bekannt durch seinen Ausspruch "homo homini lupus". In seinem Werk Leviathan, das natürlich vom Absolutismus seiner Zeit geprägt ist und auch nach heutigem Stand überholte Ansichten beinhaltet, wird der Staat als Vertrag zwischen Volk und Herrscher angesehen - diese Zusammensetzung = Staat bildet "den großen Leviathan".
Hobbes stellt fest, dass es keine große Freude bereitet, sein Leben als Untertan zu fristen, er erklärt aber auch: Im "Vergleich zu dem Elend und den Schrecken eines Bürgerkrieges oder der Bindungslosigkeit herrenloser Menschen [...] ", sei dieser Preis nicht zu hoch.
John Locke, ebenfalls Staatstheoretiker, relativiert diesen Absolutismus und räumt Menschenrechte und eine (lückenhafte Gewaltenteilung) ein, die vom Herrscher zu akzeptieren sind. Der Mensch müsse sich jedoch wiederum der Staatsgewalt unterordnen und Einschränkungen in Kauf nehmen, um Sicherheit im Staate gewähren zu können. Weiters erklärt er, der Mensch wäre im Naturzustand völlig frei und gleich, da es aber zu Verletzungen der Rechte des Einzelnen gekommen wäre musste es eben so zu einem Gesellschaftsvertrag kommen, und Freiheiten eingeschränkt werden.
Immanuel Kant bringt mit seinem kategorischen Imperativ eine weitere interessante Gedankenstruktur ein.
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Wenn diese Handlung jedoch nicht so gesetzt wird, ist sie unmoralisch, wieder ein zu definierender Begriff, und nicht legitim.
John Stuart Mill gibt ein gewisses Limit für Einschränkungen vor wenn er recht treffend beschreibt, dass "der einzige Grund, aus dem die Menschheit, einzeln oder vereint, sich in die Handlungsfreiheit eines ihrer Mitglieder einzumischen befugt ist: sich selbst zu schützen. Dass der einzige Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gesellschaft rechtmäßig ausüben darf: die Schädigung anderer zu verhüten.“
Und genau hier wenden wir uns der kontinentaleuropäischen Schule in Bezug auf Freiheit zu. Diese zeichnet sich nämlich dadurch aus, dass Freiheiten grundsätzlich zu gewähren sind, der Mensch diese jedoch missbrauchen kann. Zwar wird vom Guten im Mensch ausgegangen, aber um die Schädigung Dritter zu vermeiden, ist der Staat befugt in die Freiheit des Einzelnen einzugreifen.
Legitimität ist also insofern gegeben, dass der Staat das Recht hat, in die persönlichen Freiheiten einzugreifen, inwieweit dieses Eingriffsrecht besteht, sei dahingestellt.
Und um es hart auszudrücken, ich habe ja immer noch die Möglichkeit, das Internet NICHT zu benützen bzw. nur für den Bereich des Lebens, der nicht mit meiner Privatsphäre im Zusammenhang steht.
Dieser Gedankengang bringt uns den Vorteil, dass Ungerechtigkeiten „schnell“ behoben werden können. -> Der gleichzeitige Nachteil, die Negierung absoluter Freiheit.
Jetzt nach dieser Abhandlung sind wir womöglich zwar schlauer, jedoch ist die allesentscheidende Frage, ob ich bereit bin mich, um des Gemeinwohles einzuschränken und wie weit diese Einschränkung gehen soll, immer noch nicht beantwortet.
Das Verhältnis dieser Einschränkung ist sicherlich ein sehr wichtiger Faktor, jedoch liegt bei jedem einzelnen eine andere Empfindung diesbezüglich vor.