Hm, ich muss zugeben, dass ich beim 11. September keine klare Meinung äußern kann. Ich hab - wohl als einziger - auch keine klare Erinnerung daran, was ich davor oder danach gemacht habe.
Ich denk mir einerseits: Wieso sollen wir uns grad um DIESE Menschen kümmern? Im braven Deutschland gabs, wenn ich mich recht erinnere, etwa in den 20ern eine schreckliche Grippewelle, der mehrere Millionen Menschen zum Opfer fielen.
Zitat von Encarta
Die verheerendste Epidemie neuerer Zeit forderte in den Jahren 1918 bis 1920 schätzungsweise 22 Millionen Todesopfer; eine halbe Milliarde Menschen war damals infiziert. [...] Zwei weitere Pandemien im 20. Jahrhundert waren die 1957/58 wütende asiatische Grippe, die eine Million Menschenleben forderte, und 1968/69 die Hongkong-Grippe mit 700 000 Toten (allein in Westdeutschland starben 6 000 Menschen an der Hongkong-Grippe).
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Zitat von Encarta
Bei der Terrorattacke kamen allein im World Trade Center etwa 3 000 Menschen ums Leben.
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Allgemein gab es schon Katastrophen auf Mutter Erde, deren Auswirkungen weitaus bedeutender waren - doch wer trauert um die Opfer der Grippewelle oder des Ausbruchs des Pompeji vor vielen, vielen Jahren?
Wohl keiner. Es geht uns nichts mehr an, denn wir leben heute, also trauern wir auch um die Toten der Gegenwart - und nun insbesondere denen des 11. September. Eigentlich sollte man auch überlegen, wieso wir grad um speziell DIESE Opfer trauern. Kann sich niemand mehr an die Tsunami-Welle (bei deren Erwähnung man sicher hellhörig wird), oder an den Ausbruch des Ätna auf Sizilien 1999 erinnern? Man darf sich auch ruhig an all die unschuldigen Opfer des Irakkriegs erinnern. (Interessanterweise sind die mehr in den Hintergrund getreten als die des 11.9. ...) Und jeden verdammten Tag sterben tausende und wahrscheinlich noch wesentlich mehr an Armut, Hunger und dergleichen. Wen kümmert das? Lohnt es sich überhaupt, einen Gedanken an andere Menschenschicksäler zu verschwenden? Macht das nicht müßig, will man nicht viel lieber "selbst leben"? Ich weiß es nicht, aber der Mensch ist leider als Egoist geschaffen. Tod ist Alltag, Vergehen bedeutet nur Leben. Man könnte noch weiter spinnen, welche Tode man am ehesten bedauern und betrauern müsste, wenn man schon mal dabei ist... Wird das nicht letzten Endes nicht von Anstand und Gefühlen, sondern eher von den Medien beeinflusst?
Nunja, ich weiche ab.
Andererseits erliege ich auch selbst dem allgemeinen Trauern. Verdammt, es verloren Mütter ihre Kinder und, was vllt noch viel schlimmer ist, Kinder ihre Familien! Die selbstlosen Einsätze von Menschen wurden mit dem eignen Verderben bezahlt; verzweifelte Menschen stürzten sich aus bloßer Angst vor den Feuerqualen aus den Fenstern und wurden in der Luft zerrissen; wieder andere erstickten jämmerlich an der weiten Staubwolke oder herunterfallenden Trümmern. Man fragt sich: Warum? Wieso mussten diese Menschen sterben? Für den Traum anderer Menschen? (Und dürfen diese anderen Menschen keine Träume haben?) Wenn man weiter überlegt, könnte man dahin gelangen, dass man sich fragt, ob vielleicht Al Quaida - ich sag mal besser, die Araber, denn im Grunde fanden die ja den gelungenen Anschlag zum Großteil gerecht, soweit ich weiß - gar nich so unrecht hatte. Was tut übrigens ein leidenschaftlicher Mensch, dem niemand zuhört? Er verschafft sich, egal wie, Aufmerksamkeit oder stirbt innerlich. Schlaue Menschen sperren Menschen wegen einer anormalen Psyche weg. Wer weiß, vllt sehen wir eines Tages alle Araber in einem Massengefängnis wieder, weil sie nicht "wie wir" sind...? :33:
Dem Araber ist aber anscheinend nicht nach Sterben zumute, und so legt er es darauf an, die Taubheit des Westens durch Bomben und Terrorismus in banges Lauschen zu verwandeln.
Ich sage nicht, dass hier irgendetwas meine Meinung ist, denn ich selber habe ja wie gesagt meine Probleme, mir dazu ein Urteil zu bilden. Nur einige wenige Gedankengänge, die die Erinnerung an den mysteriösen 11. erzeugten, beinhaltet dieser Post, mehr nicht.
Gerade deswegen jedoch "verstehe" ich beide Parteien irgendwie.
:55:
Und jetz fällt mir nichts mehr ein. Is ja auch schon spät, und ich hab eh schon wieder zu viel gesagt.
Wer weiß, ob dieser bescheidene Beitrag irgendeinen Sinn brachte - aber das musste mir mal von der Seele, mit Verlaub.