Betrieb vorgestellt: Die Taverne

  • Betrieb: Taverne
    Die Taverne ist das Zentrum des sozialen Lebens in einem Stadtteil, und der Wirt ist der Meister des Geschehens. Man kann hier essen und trinken und sich mit anderen Anwohnern zum Würfelspiel zusammensetzen. Der Wirt schnappt viel Klatsch und Tratsch auf und weiß dadurch ziemlich genau, was im Stadtteil vor sich geht. Er ist ein Meister darin, positives – und negatives – Gerede über bestimmte Familien anzustoßen, um deren Ansehen zu verbessern oder zu verschlechtern. Es wird zudem gemunkelt, dass es einen geheimen Raum in der Taverne gibt, in dem sich so mancher mit seiner Liebsten zu einem heimlichen Rendezvous trifft…






    Das St. Sebastian in Hamburg
    Das Wirtshaus, nach dem Vater des Besitzers St. Bastian benannt, gehörte zu den beliebtesten in ganz Hamburg. Es gab in der Gegend zwar noch viele andere, aber dieses hier war anders, besonders für die beiden Kaufmannsfamilien der Mertens und der Schmolls.
    Das St. Bastian, ein Treffpunkt für fröhliche Zecher, war wohlbekannt für seine einheimischen Gäste, seinen begehrten Spieltisch, sowie für die zahlreichen Zusammenstöße zwischen den beiden Kaufmannsfamilien. (Es war allgemein bekannt, dass im St. Bastian viel Tratsch und Klatsch zwischen den Mertens und den Schmolls ausgetauscht wurde. Beide Seiten gaben ihr Bestes, sich gegenseitig den Ruf zu ruinieren, indem sie hinter dem Rücken der jeweils anderen schlecht übereinander redeten.) Die Wirtsleute, Jahn und Ruth Deckler, hielten sich aus all den Streitigkeiten heraus; sie kümmerten sich lediglich um ihre Bierverkäufe und darum, dass die Gästezimmer über der Wirtsstube stets gut gefüllt waren. Dass im St. Bastian das Chaos regierte, ließen sie bewusst außer Acht. Fremde waren ebenfalls jederzeit im Gasthaus willkommen, besonders dann, wenn sie reichlich Münzen mitbrachten.
    Im St. Bastian gab es für jeden etwas – wenn man nur willens war, danach zu suchen.
    In jener denkwürdigen Nacht im Dezember 1417 war alles ruhig, was man für diesen Ort als ungewöhnlich bezeichnen konnte. Ein paar Händler unterhielten sich im hinteren Teil des Raumes, andere an der Tür, und ein Flötenspieler ließ Musik erklingen – ein Fremder, der an diesem Abend zufällig vorbeigekommen war. Zur neunten Abendstunde betrat Arnold, einer der Söhne der Mertens, das Wirtshaus, begab sich an einen Tisch und bestellte (nun ja … „verlangte“ sollte man hier besser sagen) einen Krug des besten Bieres. Ruth war gerade damit beschäftigt, eines der Zimmer im oberen Stockwerk herzurichten, weswegen Jahn alleine am Tresen bediente. Er hatte Arnold gehört, zuckte mit den Achseln und brachte ihm das Bier; diese Art von Benehmen war ihm wohlvertraut. Wieder hinter dem Tresen blickte er hinüber zum Merten-Sohn und versuchte zu verstehen, was er hier wollte, denn er war – für ihn ungewöhnlich – allein. Wenige Minuten später kam Hans, einer der Schmoll-Söhne, mit vier oder fünf seiner üblichen Begleiter. Die Stimmung im St. Bastian veränderte sich schlagartig. Es schien deutlich kühler, die Spannung zwischen den beiden Kaufmannssöhnen wurde spürbar. Die beiden sahen sich an und alle Gäste des Wirtshauses waren sofort alarmiert. Unter normalen Umständen wären die beiden nun bereits aufeinander losgegangen. So war es gewesen, solange sich irgendjemand zurückerinnern konnte.
    Langsam ging Hans auf Arnold zu, seine Gefährten im Schlepptau, und hob die Hand. Doch statt ihn niederzuschlagen, schüttelte er ihm kräftig die Hand. Plötzlich lachten beide laut los, belustigt über die verdutzten Gesichter um sie herum. Hans setzte sich, seine Gefährten taten es ihm gleich, und alle bestellten noch viele weitere Krüge Bier. Das ganze St. Bastian brach in Gelächter aus. Grüße wurden ausgetauscht. Es wurde gewürfelt. Alle waren in guter Stimmung.
    Ein Frieden zwischen den Dynastien war ausgerufen worden. Vorerst.
    Mehrere Maß Bier später saßen Arnold Merten, Hans Schmoll und ein paar ihrer Freunde noch immer im Wirtshaus und würfelten. Einige von ihnen waren dabei, Geld zu verlieren, aber Arnold und Hans hatten eine Glückssträhne und gewannen alles. Später kam Jahn, der Wirt, an ihren Tisch und gesellte sich zu ihnen.
    „Wie steht es bei Euch, werte Herren?“, fragte er, wie immer stets bereit, jedem Speis und Trank anzubieten, der ein paar Münzen übrig hatte. „Was darf ich Euch anbieten?“
    „Wir hätten gerne noch etwas von Eurem Gebräu und ein wenig Brot und Käse, guter Mann.“ gab Arnold zur Antwort. „Dank Euch.“
    Als Jahn mit dem Bestellten wiederkam, wandte er sich an die beiden jungen Männer und rief: „Es freut mich sehr, Euch heute Abend hier zu sehen! Ich hatte schon länger vor, mit euch zu sprechen.“ Hans und Arnold sahen sich gegenseitig an. Sie wussten nicht, wie sie seine Worte auffassen sollten. Da sie es kaum erwarten konnten, zu ihren Würfelspielen zurückzukehren, entschieden sich beide dafür, Jahn nicht weiter zu beachten. Doch dieser fuhr fort, ohne ihre Reaktion (oder das Fehlen einer solchen) auch nur zu bemerken.
    „Ich habe gehört, dass gestern Nacht in eines Eurer Häuser eingebrochen wurde, Hans!“
    „Ja, das stimmt“, antwortete Hans. „Der Teufel soll dieses Diebesgesindel holen!“
    Arnold sah neugierig aus, widmete sich aber immer noch dem Würfeln. Jahn schritt zurück zum Tresen und sprach nun etwas lauter, sodass Hans und Arnold – und alle anderen Gäste im Schankraum – hören konnten, was er sagte: „Ich weiß es zwar nicht sicher, aber ein Vögelchen zwitscherte mir, dass die zwielichtigen Handlanger von Arnold Mertens Vater dabei gesichtet wurden, sich aus dem Haus zu schleichen…“
    Eine Stille umgab jetzt den gesamten Schankraum. Alle richteten ihre Blicke auf Hans und Arnold. Was der Wirt da gesagt hatte, wirkte, als wäre im St. Bastian eine Bombe eingeschlagen.
    Die Kaufmannssöhne sahen sich wieder an. Diesmal aber etwas weniger freundlich. Diese Worte bedeuteten nichts weniger, als dass der Ruf des Hauses Merten einen schweren Schlag erleiden würde. In der gesamten Nachbarschaft würde es jeder wissen.
    Arnold stand auf und verließ das Wirtshaus. Dieses Mal war der Frieden zwischen den Familien der Mertens und der Schmolls endgültig vorbei.



    Quelle: http://theguildgame.com/de

    Ich muss in deiner Welt leben, aber kannst du das auch in meiner?
    ~ Zitat by myself ~