Wie die meisten von Euch ja wissen, war Jowood schon öfters knapp an einer Zahlungsunfähigkeit vorbeigeschrammt. Aber jedes Mal gekonnt umschifft durch das Ausheben eines neuen Lochs um den alten Dreck vergraben zu können .... dann war halt ein neuer Haufen Dreck da, der noch nicht so stark gerochen hat wie der vorherige. Ich meine damit die Ausgabe von Anleihen (= Kredit holen an der Börse) oder die Hereinnahme von dann später nicht mehr so wohlgesonnenen fremden Unternehmen oder Fonds (Koch bzw. Gamesfonds).
Jetzt gibt es erstmalig die Möglichkeit eines Neuanfanges, indem man durch eine Insolvenz alle Altverträge und Schulden tatsächlich los bekommt. Sollte Jowood die Quote von 20% über einen Zeitraum von 2 Jahren erfüllen können - und so schaut es fast aus - könnte man vielleicht nochmals durchstarten.
Das Problem in einem solchen Verfahren ist, dass entweder a) sogar diese 20%-Quote gar nicht bezahlt werden könnte. Das prüft z.Z. ein gerichtlich beauftragter Rechtsanwalt und ob es eine positive Fortführungsprognose gibt. Schuldenfrei sollte das eigentlich klappen. Oder b) einige Schuldner lehnen diese Quote ab, weil sie lieber Blut als Geld sehen wollen. Egal ob a) oder b): In diesem Fall muss die Firma Konkurs anmelden und wird aufgelöst. Die Schuldner bekommen nach Abzug der Gerichts- und Rechtsanwaltskosten nicht mal mehr einen feuchten Händedruck, da einfach bis auf ein paar gebrauchte Bürosesseln nichts mehr da ist. Und die Markenrechte und Lizenzen fallen entweder an bereits vertraglich fixierte Partner oder werden, weil "Abverkauf", zu einem Dumpingpreis verschleudert (altes Angebot und Nachfragespiel). Jowood selbst hat anno dazumals einige seiner jetzigen Marken über Konkurse günstig eingekauft. In einem solchen Fall laufen einige Marken Gefahr von einem Großen weggekauft zu werden, aber nicht um sie weiter zu entwickeln, sondern sie zu schubladisieren, da sie den eigenen Hausmarken Konkurenz machen würden. Marken vom Markt wegzukaufen ist allemal billiger als eigene Qualität zu forcieren oder die Werbetrommel zu rühren.
Ich habe selbst gemischte Gefühle, aber für unsere Spiele wäre ein Fortbestand Jowoods die bessere Alternative. Jedenfalls ist die Aktie etwas für Zocker geworden, wen es interessiert. Allein heute schwankte sie zwischen EUR 0,50 und 0,70. Da werfen einige bereits die Nerven weg und andere verdienen sich eine goldene Nase bei einer Steigerung von 40% an nur einem Tag. Ein anderer Investor hat seine Anleihe um 10% des Wertes auf den Markt geworfen und ein anderer hat sie sogleich übernommen. Bei einer voraussichtlichen 20% Ausgleichsquote immer noch ein satter Gewinn von "mageren" 100%. Aber was hier abgeht ist ein spannendes Lehrstück in Wirtschaftswesen.
Viele Grüße,
Merlin